Dresden. Die „Jiddische Musik- und Theaterwoche“ in Dresden will neues und vor allem junges Publikum für jüdische Kultur begeistern. Deshalb wird bei der 13. Ausgabe des Festivals vom 22. Oktober bis 9. November auch Rockmusik erklingen. Unter dem Titel „Jiddisch groovt!“ treten beispielsweise die Band Jewdyssee und DJ NeckbreakA im Szeneclub Scheune auf, kündigten die Veranstalter am Donnerstag in Dresden an. Die Gruppe verbindet jüdische und jiddische Texte mit Pop- und Clubsound. Es gehe darum, die Normalität des Judentums in allen Facetten zu präsentieren, hieß es.
„Wir schauen mit großem Interesse auf die Szene. Es kommt zu Verschmelzungen des orthodoxen Judentums mit „hippen“ Formen“, sagte Festivalchef Michael Rockstroh. Dies könne Leute interessieren, die mit jüdischer Kultur bislang nichts am Hut hatten. Das oft als „fremd“ wahrgenommene jüdische Leben solle als normaler Bestandteil der Kulturlandschaft präsentiert werden. Das gelte auch für die jüdische Gemeinde zu Dresden und ihr Wirken mitten in der Stadt.
Die Gemeinde entstand 1836/1837 und erlebte bis zum Machtantritt der Nazis 1933 eine Blütezeit. Von vormals 5000 Mitgliedern blieben ihr nach dem Holocaust nur noch etwa 200. Mit der Zuwanderung von Juden aus Osteuropa vermehrte sich die Gemeinde seit der Wende wieder. Heute zählt sie etwa 700 Mitglieder. Das Leben der Juden in der DDR ist ein inhaltlicher Schwerpunkt des diesjährigen Festivals.
Das Programm umfasst mehr als 40 Veranstaltungen. Die Palette reicht vom jüdischen Brunch und Hebräisch-Kurs für Anfänger über Theater, Ausstellungen und Konzerte bis zu Lesungen und Filmen. So ist auch der DEFA-Klassiker „Levins Mühle“ von Horst Seemann zu sehen. Aus Israel reisen unter anderen die Autorin Lea Fleischmann und das Acco Theatre Center an. 2008 kamen rund 3000 Besucher zum Festival. Es hat einen Etat von 60 000 Euro, die Hälfte davon sind öffentliche Gelder.
© DNN-Online, dpa, 16.10.2009,